top of page
schön und gut.jpg
vs_20230207-016-002.png

OBZ, 15. Juni 2022

Zeitungsbericht_15.6._OBZ.jpeg
kreative Köpfe.jpeg

Basler Zeitung, 9. Juli 2021

boden sounding.jpeg
9.juli korrektur.jpeg
sounding soils.jpg
Frommherz.jpg

OBZ – REGION GELTERKINDEN – 21.10.2020


Für eine gerechtere Welt

In der Oberen Mühle in Oltingen erinnern nur noch das Wasserrad und die nachgeschaltete Säge an die einstigen Aktivitäten im denkmalgeschützten Haus. Während der Mühlebetrieb vor über sechzig Jahren aufgegeben wurde, zeigen die Säger zumindest am Oltiger Määrt auf, wie sich mit Wasserkraft Stammholz zu Balken und Brettern verarbeiten lässt. Der einstige Mühleraum dient heute als Kultur- und Begegnungszentrum mit Aktivitäten verschiedenster Art. So konnte die Genossenschaft Obere Mühle Oltingen, die Eigentümerin des Objekts, den ehemaligen Landrat und Mitglied der Fraktion der Grünen Christoph Frommherz, Münchenstein, für eine Lesung aus seinem jüngsten Roman «Gabun retour» verpflichten. Mit von der Partie waren zwei weitere Grüne: Die Baselbieter Nationalrätin Florence Brenzikofer und deren Tessiner Kollegin Greta Gysin, Bürgerin von Oltingen, die in Rovio wohnt, aber enge Beziehungen zu Oltingen pflegt. Zugegen war auch BaZ-Redaktorin Alessandra Paone, die danach dem Autor und den beiden Politikerinnen in einem Podiumsgespräch einige Fragen stellte.

«Eigentlich bin ich ein Theatermensch und bin durch ‹learning by doing› zum Schreiben gekommen», stellte Frommherz einleitend fest und verwies auf seine Aktivitäten als Autor von Theaterstücken. Oltingen und den Oltiger Määrt, bemerkte er, habe er aus naheliegenden Gründen durch Florence Brenzikofer kennen gelernt. Schon in seinem 2012 erschienenen ersten Roman «Vater und sein Bruder» ging es hauptsächlich um soziale Fragen und um die Gesellschaft. Frommherz zitierte daraus einige Passagen und berichtete von einer Fahrt nach Wallbach in einer Zeit, als noch von einer heilen Welt die Rede war, aber am Horizont bereits dunkle Wolken sichtbar wurden. Der zweite Roman «Gabun retour» setzt sich mit dem Elend auf der Welt auseinander. Er verstehe sich als Fortsetzung mit den gleichen Playern wie in seinem Erstling, erklärte der Autor. Unter anderem beschreibt er eine Überfahrt im Schlauchboot über das Mittelmeer nach Lampedusa und die Weiterreise auf der Ladefläche eines Lastwagens bis an die grüne Grenze zur Schweiz in Como bei Chiasso. Auch in anderen Szenen vermischen sich Realität, Visionen und Träume. Zuweilen hören sich die Beschreibungen, etwa der Besuch bei einem korrupten Staatspräsidenten an, als stünden sie in einem Drehbuch für einen James-Bond-Film. Wahrlich spannende Geschichten, die Frommherz vermittelt.

Auf die Frage der Moderatorin, welche Aufgabe der Politik zukomme, um dem Notstand mit den Flüchtlingen zu begegnen, sprach sich Florence Brenzikofer einerseits für Hilfe vor Ort in den betreffenden Ländern aus. Andererseits müsse die Situation in den Aufnahmezentren verbessert werden. Diese Haltung komme auch in seinen Büchern mit der Forderung nach mehr Gerechtigkeit auf der Welt zum Ausdruck, bestätigte Christoph Frommherz. Es liege ihm jedoch fern, im Roman ein politisches Programm zu beschreiben zu wollen. Das wäre langweilig. Der Autor plädierte zudem für ein Ja in der Abstimmung zur Konzernverantwortungsinitiative.

Greta Gysin erwartet mehr Offenheit gegenüber den Flüchtlingen. Insbesondere unbegleitete Kinder und Jugendliche, betonte die Tessinerin, sollten unbürokratischer aufgenommen werden. Angst davor, ob ein Roman vom Publikum angenommen wird, habe er nicht, meinte der Verfasser. Wohl mache er sich Gedanken darüber, wie die Geschichte aufgenommen wird. Das laufende Überarbeiten der Entwürfe zerstreue allfällige Bedenken zusehends. Auf die Frage nach dem dritten Roman verriet Frommherz einzig, dass darin die gleichen Personen vorkommen wie in den ersten beiden Büchern. Mehr liess er sich nicht entlocken.

Das Geschlecht «Gysin» beschäftigte die Gemüter auch beim anschliessenden Apéro. Bereits Mitte des 15. Jahrhunderts betrieb Johannes Gysin, der wie alle Baselbieter namens Gysin, oder ähnlich, aus Läufelfingen stammt, die Obere Mühle in Oltingen, die heute, wie erwähnt, ein kulturelles Zentrum verkörpert. Aus aktuellem Anlass fiel zudem der Name Gregor Gysi, ehemals Chef der Fraktion «Die Linke» im Deutschen Bundestag. Der Berliner mit Wurzeln in Läufelfingen musste bekanntlich seinen in der vergangenen Woche im Baselbiet geplanten Besuch coronabedingt verschieben. Schliesslich erinnerten sich die Grünen mit einer gewissen Achtung, dass mit Hansruedi Gysin einst ein Freisinniger das Baselbiet im Nationalrat vertrat.  

 

Otto Graf

IMG_2707.jpg

Volksstimme, Juli 2020

Basler Zeitung, 25. Juli 2020

IMG_2724.jpg
bottom of page